Der Weg der verladenden Industrie auf zu nachhaltigen Pfaden ist einer, der keinesfalls im Alleingang beschritten werden kann. Nicht nur auf passende Partner sowie offene Kommunikation kommt es an: 3 Expertentipps von Gerald Gregori.
Waren g‘schwind über den gesamten Globus zu bewegen, gilt augenblicklich noch als Selbstverständlichkeit, die Verbraucher in unglaublicher Vielfalt schwelgen lässt. Grenzenlose Globalisierung hat die Routen ins Unendliche verlängert, Transporte finden nicht mehr von A nach B, sondern von A nach Z statt. Supply Chain Management plus Just In Time haben die Logistik vermeintlich immer schlanker nebst effizienter gemacht. Diesem „Schönheitsideal“ weiterhin zu entsprechen, bringt durch zweierlei Facetten einen hohen Preis mit sich, weiß Gerald Gregori, der Founder von GREGORI Consulting. Einen Preis, den Politik, Markt, Gesellschaft aber auch Industrie kaum mehr bereit sind zu zahlen. Der Erfüllungsdruck hinsichtlich notwendiger, aber aus heutiger Sicht extrem hochgesteckter Nachhaltigkeitsziele wächst nämlich auch stetig, die Logistik kämpft kostenorientiert, energie- nebst zeitintensiv darum, am Boden zu bringen, was ehrgeizige Service Level Agreements standardmäßig verlangen. Der Wille zum Wandel ist jedenfalls vorhanden, die Hürden der Umsetzung sind jedoch beträchtlich. Die 3 Expertentipps als Wegweiser logistisch grüner Zukunftsfitness:
1. Vermeiden, Reduzieren, Verbessern
So die ideale Reihenfolge, denn es geht weniger um Low Emission als Low Traffic. Dies in Standort- samt Beschaffungsentscheidungen bedenken, Sourcing möglichst lokaler abbilden, Globalisierung mit Augenmaß resilient gestalten. Auch eventuelle Einschränkungen der Vielfalt zugunsten ressourcenschonenderer Prozesse in Betracht ziehen, empfiehlt sich, sollte die scheinbar grenzenlose Auswahl monetär plus ökologisch kaum mehr darstellbar sein. Die damit verbundene Renaissance des Lagers als sicherer Puffer bietet zusätzlichen Platz für Optimierungen.
2. Kunst der Kommunikation
Den Spirit des miteinander Redens entlang der Supply Chain gilt es gemäß dem Motto „Küssen kann man nicht alleine“ wieder intensiv zu aktivieren. Angesichts eines produktiven Gegenübers von Kunde, Lieferant plus Transportdienstleister bringt fachorientierter regelmäßiger Austausch nachhaltigen Mehrwert. Gemeinsame Planung über Unternehmensgrenzen hinweg war schon im letzten Jahrtausend Lehr- und Spielthema (Beer Game!) und wurde vor bereits 20 Jahren bei Plattformen wie ECR (Efficient Consumer Response) gepredigt – die breite Umsetzung lässt in vielen Branchen aber leider noch immer auf sich warten.
3. Radikal anders denken
Dass der niedrigste Preis die Produktion bestimmt und der Transport in Relation kein Kostenfaktor sein darf, sind überholte Annahmen, die bezüglich Nachhaltigkeitsanforderungen dringend kritisch hinterfragt werden müssen. Szenarien samt extrem hohen Transporttarifen – wer weiß schon, wohin der CO2-Preis steigen wird? – können disruptive Lösungsanasätze zeigen. Technologien müssen weiterentwickelt werden wodurch diese einen Teil entsprechend beitragen. Detto das Thema Standards bei Ladungsträgern und das aktivierbare Potential für effizienten Modalwechsel kann viel bewegen. Aber auch Produkte können neu gedacht werden: Warum nicht Getränke als Tabletten befördern und schließlich mit lokalem Wasser auffüllen oder den 3D Druck doch soweit entwickeln, um letztlich Transporte zu reduzieren? Mögliche Konzepte, die aufwachen lassen, endlich andenken bevor der Preis des nachhaltigen Nichtstuns uns überholen wird, postuliert Consultingprofi Gerald Gregori topaktuell.