Das Herz des Gesundheitswesens schlug krisenbedingt in den letzten zwei Jahren deutlich schneller als zuvor. Jacqueline Kreismayr gibt Einblicke, wie die innerbetriebliche Materialversorgung wieder in ihren Rhythmus fand.
Flexibel den Alltag schaffen, wo es keinen Alltag gibt: Das Logistikzentrum am Universitätsklinikum St. Pölten beweist seit Beginn der Covid-19-Pandemie mehr denn je, dass Krisensituationen ungeahnte Kräfte entfesseln können. Wurden unter dem Schirm der Landesgesundheitsagentur Niederösterreich früher sieben Kliniken im Mostviertel mit medizinischen sowie nicht medizinischen Ge- und Verbrauchsgütern von St. Pölten aus versorgt, so betreuen nun insgesamt zwei Logistikzentren 27 Kliniken nebst 50 Pflege- und Betreuungseinrichtungen im Lande. Die anfängliche Unterstützung bei der Umsetzung der Corona-Test-Strategie kam on top dazu. Jacqueline Kreismayr, stellvertretende kaufmännische Direktorin und Leiterin Logistik, schildert, wie solch eine Ausnahmesituation zu bewältigen ist plus welche Learnings für die Zukunft stärken.
Hands on par exemple
Die ersten Monate des Jahres 2020 standen im Zeichen der Findung. Ganz besonders im niederösterreichischen Referenzzentrum für Spitzenmedizin. Beschaffung, Kontingentierung sowie Verteilung bei der innerbetrieblichen Materialversorgung ferner Logistik waren geprägt von Extrema: extremes Preisniveau, extrem schwierig einzuschätzende Liefertreue, extreme Qualitätsschwankungen der gelieferten Erzeugnisse. Viele Produktgruppen waren schlicht nicht verfügbar, Ersatzprodukte nicht vorhanden. Schwammige Lieferzusagen nebst unklaren Lagerbeständen auf den Stationen verlangten zusätzlich Prozessanpassungen plus prompte Erschließung neuer Transportwege, um sämtliche Einrichtungen bedienen zu können. Flexibilität, enge Abstimmungen außerdem gemeinsam an einem Strang zu ziehen, stand an oberster Stelle: „Kurzfristige Nachlieferungen waren Tagesprogramm. Teilweise habe ich selbst noch dringend benötigte Produkte eingepackt und einer Einrichtung auf meinem Nachhauseweg vorbeigebracht“, erzählt die stellvertretende kaufmännische Direktorin.
Wir machen‘s jetzt einfach…
…war daher in der Akutphase das Credo des Logistikzentrums am Universitätsklinikum St. Pölten. Pragmatisch Entscheidungen treffen, dabei durchaus auf das eigene Bauchgefühl hören, dennoch den Überblick behalten, kreative Lösungsfindung statt des Feststellens der Einschränkungen: äußerst herausfordernde Zeiten für die gesamte Belegschaft. Schließlich hat auch Flexibilität eine Schmerzgrenze, die Erschöpfung nach vielen Monaten der ständigen Veränderungen nebst hoher Volatilität war spürbar. Direkt bei den Teams zu sein, als Vorbild fungieren und in der Motivation klare Worte finden, ist entscheidend, weiß Jacqueline Kreismayr: „Der Belegschaft der Logistik ist oft nicht vollständig bewusst, wie unheimlich wichtig ihre Leistung ist. Die Situation nicht schönzureden in Kombination mit klaren Worten der Anerkennung schafft Vertrauen, Verbundenheit und Zusammenhalt.“
Ruhe nach dem Sturm
Nach dem permanenten Reagieren heißt es allmählich wieder mehr ins Agieren, Planen sowie proaktive Gestalten zu kommen. Agilität, positiver Drive, Innovationsgeist, Effizienz nebst Pragmatismus der Krisensituation auch während ruhigerer Zeiten walten zu lassen ist dennoch zielführend. Prozesse, die in der Akutphase obsolet wurden, sollten im Nachgang adaptiert und Abläufe zukunftssicher aufgesetzt werden. Dabei empfiehlt die Logistikexpertin, dem tiefen Wissen der Mitarbeitenden zu vertrauen. „Es gilt nicht nur ein offenes Ohr zu haben, sondern sich Informationen frühzeitig aktiv von der Belegschaft abzuholen und erneut verstärkt auf das Know How jedes einzelnen Mitarbeitenden zu setzen.“