Vorausschauend und trotzdem flexibel: Ein Widerspruch? Nicht in der Tourenplanung. Ulrike Ritzinger eröffnet spannende Einblicke, wie technologiegestützte Disposition eine nachhaltige Balance in der effizienten Transportabwicklung schafft.
Tourenplanung ist ein umfangreicher Prozess, auf den eine Vielzahl interner sowie externer Faktoren Einfluss haben. Neben bekannten Hintergründen wie Verkehrslage und Wetter bringt die wachsende Dynamik der Auftragssituation einen zusätzlichen Komplexitätsaspekt in die effiziente Gestaltung von Logistikketten. Ein Umstand, der nicht nur KEP-Dienstleister, sondern quasi jedes Unternehmen betrifft. Über die neuesten Erkenntnisse zur Vereinbarkeit von Flexibilität und antizipatorischer Gestaltung berichtet Ulrike Ritzinger, Scientist des Center for Energy im AIT Austrian Institute of Technology.
Mehr Kunden aber weniger Zeit
Die Logistik bewegt sich im Spannungsfeld zwischen steigender Kundenzahl plus zunehmend knapperen Lieferzeiten bei parallel gezogen strengeren Umweltschutzanforderungen. Dabei ist die Abwicklung der Bestelleingänge inklusive Zustellungen oftmals binnen weniger Stunden mittlerweile Voraussetzung für definitive Kundenzufriedenheit bei garantiertem Servicelevel. Ein hohes Maß an Transparenz, Prognose sowie idealer Fuhrparkeinsatz im Sinne der grünen Logistik sind das A und O moderner Disposition. Es bedarf daher der optimalen Zusammenführung zahlreicher strategischer nebst operativer Entscheidungen. So gelingt es neben der zielorientierten Bündelung von Auftragserledigungen zudem auf geänderte Einflüsse zeitnah zu reagieren und eine entsprechende Um- beziehungsweise Neuplanung in Real Time zu organisieren.
Big Data Delivered
In der Praxis benötigt die dynamische Transportabwicklung eine solide wie valide Datenbasis für den gelungenen Einsatz technologiegestützter Planung und innovativer Optimierungsalgorithmen. Systeme, die für Standardtouren gut geeignet sind, gibt es zahlreich auf dem Markt. Die zunehmende Geschwindigkeit der Logistikketten verlangt jedoch mehr, wie Ulrike Ritzinger vom AIT erläutert: „Mittlerweile müssen bis zu dreiviertel aller Aufträge noch am selben Tag verarbeitet und ausgeliefert werden. Herkömmliche Methoden sind angesichts dieser Dynamik nicht mehr praktikabel“. Für optimale Ergebnisse müssen zudem meist unternehmensindividuelle Anpassungen vorgenommen werden.
Vorausschauend flexibel geplant
Was zunächst klingt wie ein Widerspruch in sich, ist die Quintessenz perfekter, dynamischer Tourenplanung. Denn während das steigende Volumen an zur Verfügung stehender Daten eine immer bessere Prognose ermöglicht, so ist Flexibilität dennoch das Gebot der Zeit. Komplexe Optimierungsalgorithmen verarbeiten enorme Mengen an Daten und müssen dennoch prompt Ergebnisse liefern, um der Dynamik moderner Logistik gerecht werden zu können. Es gilt daher, beide Welten direkt zu vereinen.
Performance In Balance
Zusammenfassend sind in der erfolgreichen Disposition die Sicherstellung höchster Datenqualität sowie der Einsatz von adäquaten individuellen Methoden zu empfehlen. Bei aller Performance dürfen jedoch die Menschen im Betrieb nicht zurückgelassen werden: „Eine nachhaltige Balance zwischen Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit ist entscheidend für den langfristigen Unternehmenserfolg, auch in der Logistik“, zeigt sich Ulrike Ritzinger überzeugt. Innovative Unterstützungssysteme bilden Mechanismen ab, die den Lieferprozess wirtschaftlich wie auch bestmöglich dem Gemeinwohl dienend gestalten. Eine Chance, die Unternehmen durchaus aktiv wahrnehmen sollten.