Vermeiden, verlagern, verbessern: Diese Faustformel der Autarkie rund um moderne Mobilität in ihren unterschiedlichen Facetten bewegt auch die Wissenschaft. Sophie Parragh darüber, was Logistik nebst Supply Chain in der Unabhängigkeit antreibt.
Seit einigen Jahren zieht das Thema Autarkie zunehmend auch in die wissenschaftliche Entscheidungsunterstützung für Produktion, Logistik und Supply Chain Management ein. Die Ergebnisse werden dabei regelmäßig in die Praxis kommuniziert. „Ich empfehle Unternehmen, die Entwicklungen in der Forschung stets zu verfolgen, um zukunftsfit zu bleiben“, so Sophie Parragh, Vorständin Institut für Produktions- und Logistikmanagement an der Johannes Kepler Universität Linz. Sie fasst ihre drei Autarkie-Trends aus Wissenschaftsperspektive prägnant zusammen.
Die Flotte Tourenplanung
Im Fokus der aktuellen Research stehen Optimierungsalgorithmen für die ressourcenschonende Tourenplanung, die die Umstellung auf emissionsfreie Flotten berücksichtigen sowie stochastische Annahmen zur Entwicklung der Energiepreise. Wichtige Ansätze zur Nachhaltigkeit sind dabei, eigene Energiequellen wie PV-Systeme zur Betankung der Fahrzeuge in die Tourenplanung zu integrieren sowie die vorhandene Energie möglichst effizient einzusetzen. Im Scheduling für Busse und LKW ist zudem die Definition der optimalen Flottengröße von steigendem Interesse. Es zeigt sich, dass Flottengrößenentscheidungen anhand von Total-Cost-Of-Ownership-Berechnungen auf Basis einzelner Fahrzeuge nicht immer sinnvoll ist und eine umfassendere Betrachtung empfehlenswert scheint. Denn die optimale Größe des Fuhrparks hängt von der Kombination aus unterschiedlichsten Faktoren ab wie Batteriegröße oder Ladezeiten und -zyklen, die gesamtheitlich beurteilt werden sollten.
Das autonome Fahren
Autarkie kann zudem bedeuten, unabhängiger von der Verfügbarkeit von Fahrer:innen zu werden. Besonders angesichts des herrschenden Fachkräftemangels ein immer brennenderes Thema, um bestehende Bedarfe nebst Anforderungen decken zu können. Auch zeitliche Restriktionen müssten in diesem Falle weniger berücksichtigt werden. In der Intralogistik ist Automatisierung sowie Robotik bereits stark auf dem Vormarsch, beispielsweise durch autonome Fahrzeuge im Lager. Auch für LKW bewegt sich in diesem Bereich einiges, ob Praktikabilität plus Alltagstauglichkeit wirklich gegeben sind, wird sich zu gegebener Zeit zeigen. Über den Tellerrand der Logistik hinausgeblickt wird Ride Sharing mit fahrerlosen batterieelektrischen Fahrzeugen als Ergänzung zum Standard im öffentlichen Verkehr erprobt.
Die umfassende Nachhaltigkeit
In ihrer täglichen Arbeit beobachtet die Institutsvorständin, dass beim Supply Chain Network Design verstärkt nicht nur berücksichtigt wird, wie wirtschaftlich plus performant, sondern zudem wie sozial und ökologisch nachhaltig eine Lösung ist. Im Rahmen der Mobilität gilt es hier in erster Linie zu vermeiden, zum Beispiel durch vermehrte Kooperation oder Konsolidierung. Dies sollte stets vor dem Verlagern und Verbessern stehen, denn hier wird das umfangreichste Einsparungspotenzial geboten.
Sophie Parragh
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