Es gibt nichts, was es nicht gibt. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist diese Erkenntnis auch in der Wirtschaft angekommen. Was die Logistik von der internationalen Not- und Katastrophenhilfe lernen kann? Heinz Wegerer mit seinen drei Key Learnings.
Äußerst genaue Planung bei höchster Planungsunsicherheit, enorme Dynamik der Ereignisse, nicht zu unterschätzende psychische sowie körperliche Belastung in nicht idealen Rahmenbedingungen: Die Anforderungen an Menschen plus Projekte in der internationalen humanitären Not- und Katastrophenhilfe sind außerordentlich. Damit für die Einsätze alles Nötige vorhanden ist und die Hilfe der Spender auch bei den Begünstigten ankommt, muss die gesamte Logistikkette verlässlich funktionieren. Der Bedarf, bei höchster Volatilität Dinge resilient immer wieder neu zu denken, besteht in Krisengebieten in potenzierter Form daher bereits seit jeher. Die Erkenntnisse daraus finden besonders nach der Corona-Pandemie nun auch in der Wirtschaft verstärkt Anwendung, wie Heinz Wegerer, Nothilfekoordinator bei Hilfswerk International, anhand seiner drei Key Learnings zeigt.
Expect The Unexpected
Die Gewissheit, dass es nichts gibt, was es nicht gibt, ist tägliches Brot in der Nothilfe. Der Kontext ist stets dynamisch und instabil, von kleinen Dingen bis hin zu essenziellen Aspekten wie der politischen Situation oder der Gefährdung der körperlichen Sicherheit. Es gilt, auf alles vorbereitet zu sein, detaillierte Pläne sowie Szenarien in der Tasche zu haben – und jederzeit bereit zu sein, das mühsam Geplante jederzeit ohne den Kopf in den Sand zu stecken, wieder über Bord zu werfen.
Know Your Priorities
Is it lifesaving or not? Eine Frage in humanitären Einsätzen, die die Bedeutung klarer Prioritäten widerspiegelt. Nicht immer ist alles verfügbar, nicht immer funktionieren die Abläufe. Seit Corona auch in der Wirtschaft keine Unbekannte mehr. Mit begrenzten Ressourcen zu arbeiten, nicht die optimale, sondern die am wenigsten schlechte Lösung zu finden, erfordert striktes Priorisieren nebst klarem Fokus. Nebengeräusche werden konsequent ausgeblendet, um für die übergeordnete Mission auf der Spur zu bleiben.
Value Your Relationships
Es „menschlt“, auch in der oft so technischen Logistik. Denn schlussendlich geht es auf allen Ebenen um die Menschen. Wichtigster Aspekt ist daher das Formen starker Relationships nach innen sowie nach außen, in der Nothilfe genauso wie im Business. Verschiedene Stakeholder und die Dynamiken der Situation zu verstehen, ist entscheidend, um ein schützendes Netzwerk aufzubauen, das einen sicher durch Krisen navigieren lässt.
Der Mensch zählt
Für Heinz Wegerer schließt sich der Kreis in allen Themen bei den Relationships, der Handschlagqualität in vertrauensvollen geschäftlichen wie auch persönlichen Beziehungen. „Egal wie herausfordernd es auch ist, wie viele Krisen auch kommen: Wenn wir als Menschen zusammenhalten und uns gegenseitig stützen, können wir alles schaffen“, ist der Nothilfekoordinator überzeugt.