Während der Polykrise waren die logistischen Navigationsskills in Zentral-, Ost- und Südeuropa CESEE gefragter denn je. Ob sich die Wogen allmählich glätten und wie es weitergeht? Experte Mario Holzner navigiert.
Sie ist ein enorm wichtiger Markt für die österreichische Wirtschaft insgesamt wie zudem die Logistik: Die Region Zentral-, Ost- und Südeuropa CESEE. Oft ist sie bekannt als Outperformer während des Abschwungs, diesmal jedoch wurde auch sie deutlich gebeutelt. Warum die Region zwar getroffen wurde, das Schlimmste aber abgewehrt werden konnte, berichtet Mario Holzner, Direktor am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche wiiw.
Mit blauem Auge…
…davongekommen ist Wirtschaft plus Logistik, denn der Wind der Rough Waters beginnt sich allmählich zu drehen, die Inflation schwächt leicht ab, Wachstum ist zu verzeichnen.Besonders bewegt haben CESEE die Preistreiber der Inflation: Nahrungsmittel nebst Energie. Überraschend resilient waren die Haushalte, deren Konsum trotz sinkender Reallöhne weiter gewachsen ist. Die starke fiskalpolitische Unterstützung war ein wichtiger Push für die Länder, zudem sind vor allem für EU-Nichtmitgliedsländer die Rücküberweisungen der Gastarbeitenden immer noch essenziell und unterstützend in Krisenzeiten. Eine Medaille mit zweit Seiten, denn die problematische demografische Entwicklung ist aufgrund der hohen Auswanderungsrate in CESEE noch deutlicher zu spüren als in Resteuropa. Langfristig betrachtet begründen sich die Rough Waters zudem darin, dass die Region in der eigentlichen Produktion dementsprechend am Ende der Wertschöpfungskette verwurzelt ist. CESEE ist außerdem stark sektoral spezialisiert, beispielsweise in der Automobilbranche, folglich abhängig von Schwankungen, die in der Logistik spürbar sind.
Umfassend frischer Wind
Auf lange Sicht scheint es für die Region erstrebenswert, sich in der Supply Chain dort anzusiedeln, wo am meisten Wertschöpfung generiert wird. Hier gibt es bereits Momentum, das für die Logistik wichtig ist, vor allem in der Entwicklung Richtung F&E-Standort könnte Österreich Vorbild sein. Auch sich verstärkt in der EU-Politik involvieren, die digitale Revolution voll ausnutzen, die grüne Transformation als Chance verstehen sowie in Upskilling-Programme plus höhere Ausbildung zu investieren ist essenziell, um höchst wettbewerbsfähig zu sein. Generell ist eine Politik des guten Lebens gefragt, um wieder mehr Nettoeinwanderungsländer in der Region zählen zu können.
Ablegen Richtung Zukunft
Wie es weitergeht, darüber gibt es noch Unklarheit, die vorrangig von der gesamtwirtschaftlichen plus politischen Entwicklung abhängt. Große Umwälzungen sind im Gange beim Ausbau von Eisenbahninfrastruktur ferner Hafenanlagen, auch die Veränderung der Energieinfrastruktur bietet Potenzial für attraktive Transport- und Logistikchancen. „Die Inflation wird hoch bleiben und es gibt weiterhin Risiken, insgesamt ist die Region aber angesichts aller Ereignisse mit einem blauen Auge davongekommen. Auch für die Logistik hätte es noch weit schlimmere Szenarien geben können“, fasst Experte Mario Holzner prägnant zusammen. Wertschöpfungsketten nicht nur effizienter, sondern zudem sicherer zu machen scheint eines der Key Learnings zu sein. Dazu heißt es, noch mehr Flexibilität aufbringen, übergreifende Kooperationen in unterschiedlichen Transportmodi forcieren sowie EU-politische Interessen gemeinsam in Brüssel vertreten.