Gerät das Herz aus dem Takt, kann ein Schock zum rettenden Reset führen. Warum es der Logistik ähnlich geht und wie Resilienz in der Netzwerkplanung das Überwinden von Disruptionen eröffnet? Alexandra Birkmaier führt durchs Thema.
Die COVID-19-Pandemie ist die erste Krise, die die weltweiten Produktions- plus Logistiknetzwerke zeitgleich auf der Angebots- und Nachfrageseite geschockt hat. Resilienz in der Konzeption, Steuerung nebst Optimierung der Verflechtungen, sowohl global als auch lokal, ist demnach relevanter denn je. Die Identifikation sowie das Evaluieren zudem gegebenenfalls Umsetzen von Maßnahmen ist daher weiterhin ein Muss für Unternehmen. Dass Resilienz sich lohnt, davon ist Alexandra Birkmaier, Expertin für Logistikzentren und Netzwerkplanung bei Fraunhofer Austria Research, überzeugt. Denn der nächste Schock der Logistik, dem sprichwörtlichen Herz-Kreislauf-System der Wirtschaft, kommt gewiss und sollte idealerweise genutzt werden als Impuls zum Neudenken widerstandsfähiger Strukturen.
Die 3 Horizonte
Um Netzwerkstabilität optimal aufzusetzen, empfiehlt sich die Betrachtung dreier Horizonte. Im ersten, Strategie und Design, bestimmt sich über den Lifecycle eines Unternehmens hinweg die optimale Gestaltung des eigenen Systems, etwa mittels Szenario-Analyse. Im zweiten Horizont, Analyse und Steuerung, liegt der Fokus auf der Bewerkstelligung sowie dem Controlling des laufenden Betriebs ferner aktuellen Netzwerks. Der dritte Horizont schließlich umfasst die Optimierung des bestehenden Netzwerks. Hier werden Potenziale bei Teilbereichen identifiziert, Daten analysiert zudem konkrete Handlungsmaßnahmen abgeleitet.
Informed Decisions Ahead
Praktisch betrachtet sollten zunächst die betriebssspezifischen Ziele ferner Anforderungen unter Einbindung der wesentlichen Stakeholder festgelegt werden. Das Beschaffen, Analysieren letztlich Validieren notwendiger interner samt externer Daten sowie die Integration dieser ist essenziell, um effektive Erkenntnisse zu generieren. Rund 70 bis 80 Prozent des Projektaufwandes fließen in diese intensive Tätigkeit, zwecks Erstellung eines validen Datenmodells. Dieses bildet die Basis für tiefergreifende Analysen in Abhängigkeit vom jeweiligen Unternehmen. Die Größen sind hierbei zunächst die Investitionskosten ferner die operativen Kosten. Bedacht sein wollen die angestrebte Eigenfertigungstiefe plus der Aufbau der Lieferanten-und Kundenstruktur. Je Konfiguration des Netzwerks entstehen hier unterschiedliche Aufwendungen. Speziell logistikseitig bewertet werden außerdem Flexibilitätskriterien beispielsweise Transportwege und–zeiten. Das Ergebnis dieser Analysen bildet eine Auswahl realistischer sinnvoller Szenarien, die der Gesamtanalyse und –bewertung unterzogen werden. Nach der Integration der Kosten nebst weiterer relevanter Parameter erfolgt durch die quantitative plus qualitative Einordnung die Auswahl eines Vorzugsmodells.
Cocktail der Resilienz
Für das erfolgreiche Einbinden von Resilienz in der Netzwerkplanung sind jedenfalls die Kriteriendefinition, Datenqualität, flexible Aufbereitung ferner Visualisierung sowie Methoden- nebst Tool-Know-How ausschlaggebend. Schließlich gilt es, die Akzeptanzbasis zugunsten der Stakeholder zu schaffen, relevante Informationen auch von extern zu identifizieren, Make-Or-Buy Potenziale strategisch ferner monetär zu validieren, Lagerstufen inklusive sinnvolle Bestandsführung zu checken. „Nur so kann dank der Kombination aus Daten-, Domänen- und Methodenwissen die Annäherung an ein möglichst plausibles Szenario für optimale Resilienz gelingen“, fasst Alexandra Birkmaier seitens Fraunhofer Austria Research zusammen.