Nachhaltigkeit bewegt Supply Chains in allen Aspekten: ökologisch, ökonomisch wie sozial. Chiara Raith berichtet über den Stand der Forschung und wie Sustainability nicht nur messbar, sondern auch menschlicher wird.
Sie ist in aller Munde. Manche sagen sogar, sie hätte als Worthülse bereits einen kleinen Bart: die Nachhaltigkeit. Schließlich umfasst sie ein Themenfeld, das nicht nur immer mehr an Bedeutung, sondern auch an Breite gewinnt. Denn dass Nachhaltigkeit nicht beim Umweltschutz endet, rückt immer weiter in den Fokus der Aufmerksamkeit. Die Triple Bottom Line dahinter – ökologisch, ökonomisch, sozial – gießt die Montanuniversität Leoben in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Ostrava aktuell in ein konzeptionelles Modell, das speziell Logistikunternehmen Entscheidungshilfen in Sachen messbarer Leistungsfähigkeit in der Sustainability bieten soll. Mit Chiara Raith vom Lehrstuhl Industrielogistik der Montanuniversität Leoben tauchen wir ein in die Welt der nachweislich nachhaltigen Supply Chains.
Nachhaltigkeit > Umweltschutz
In den meisten Fällen werden nachhaltige Lieferketten mit rein ökologischen Kennzahlen wie beispielsweise CO2-Emissionen oder Energieverbräuchen evaluiert. Danach kommen ökonomische und kostenrelevante Faktoren wie Durchlaufzeiten, Logistikkosten, Lieferverzögerungen oder Umsätze zum Tragen. Dass bei holistischer Betrachtung neben diesen zwei Gesichtspunkten zunehmend gesellschaftswirksame Aspekte eine tragende Rolle spielen, wird oft vernachlässigt. Dabei prägen Komponenten wie Geschlechterverteilung, soziale Programme, Belegschaftszufriedenheit sowie Investitionen in die Corporate Social Responsibility sowohl intern als auch nach außen hin das Bild eines Unternehmens.
Zwei Tasks = Ein Ziel
Seit einem Jahr bündelt die Montanuniversität Leoben mit der Technischen Universität Ostrava die Kräfte, um ein valides konzeptionelles Modell zur Messung und Optimierung der Leistungsfähigkeit von Supply Chains zu erstellen. Im Fokus stehen zwei Hauptforschungsfelder: Wie kann die Wirkung von Maßnahmen auf Sustainability evaluiert werden und wie erfolgt dazu die strukturierte Einordnung diverser digitaler Technologien zur Leistungsoptimierung. Betrachtet werden dabei ausgewählte Dimensionen der Sustainability sowie die Ermittlung potenzieller Veränderungen in der Supply Chain durch den Einsatz adäquater Digitalisierungskonzepte. Diese umfassen Smart Logistics Technologien, Digitale Zwillinge, autonome Roboter nebst vernetzten Plattformen digitaler Informationsverarbeitung und -weitergabe. In der Praxis sollen Unternehmen das Modell spezifisch für ihre Anforderungen nutzen. Anhand vorgegebener Standardindikatoren in Kombination mit unternehmensindividuellen Parametern wird ein Ranking der möglichen ökologischen, ökonomischen sowie sozialen Potenziale ermittelt, die durch Implementierung bestimmter Technologien und Maßnahmen erreicht werden. Dies fungiert als Basis für Managemententscheidungen in Bezug auf die Optimierung der Operational Excellence im Verbund mit der Fitness der Lieferketten.
Sozial ≠ Egal
Bei allem technologischen Fortschritt sollte nicht aus den Augen gelassen werden, dass der Mensch dank seines untrüglichen Bauchgefühls der zentrale Entscheider in der Supply Chain bleibt, Informationstechnologien unterstützen ihn in seiner Situationseinschätzung und Beurteilung. „Trotz stetig zunehmender Zahlenorientierung ist der soziale Aspekt in messbar leistungsfähigen Lieferketten daher unbedingt zu integrieren“, so Chiara Raith.
Jetzt -> Potenzialcheck
Unternehmen, die diese Möglichkeiten ihrer Lieferkette ergründen, in weiterer Folge nutzen möchten, bietet sich eine interessante Chance: Der Lehrstuhl Industrielogistik führt in mehreren Case Studies unternehmensspezifisch eine Evaluierung der Maßnahmen und Zielerreichung in der Nachhaltigkeit durch. Interessierte sind eingeladen, sich gerne zu melden.