Bereits zum siebten Mal haben die Universität Klagenfurt, die Wirtschaftsuniversität Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie mit der Studie „Erneuerbare Energien in Österreich 2021“ das Stimmungsbild zum Thema topaktuell eingefangen. Wir haben mit Nina Hampl, Professorin für Nachhaltiges Energiemanagement und stellvertretende Vorständin des Instituts für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement an der Universität Klagenfurt, die möglichen Einflüsse der neuen Erkenntnisse auf die Logistik betrachtet.
Akzeptanz trotz leichtem Abwärtstrend überaus hoch
Österreichweit wurden mehr als 1.000 Personen um ihre Einschätzung zu erneuerbaren Energien gebeten. Die Key Findings der Studie zeigen:
- Mehr als die Hälfte der Befragten spürt die Folgen des Klimawandels
- 44 % der Befragten zeigen Interesse an Bürgerbeteiligung
- 73 % befürworten erneuerbare Energieprojekte
- Elektrofahrzeuge in Österreich nach wie vor im Trend
Obwohl die generelle Akzeptanz weiterhin überaus hoch ist, wird eine leichte Abwärtsentwicklung in der Befürwortung lokaler Energieprojekte verzeichnet: Befragte sehen die Errichtung von Anlagen in der eigenen Gemeinde kritischer als noch vor drei Jahren. Abhängig von der jeweiligen Energiequelle – Photovoltaik, Windkraft oder Kleinwasserkraft – hat die Zustimmung um 3 bis 5 Prozentpunkte abgenommen. Als mögliche Erklärung, vor allem für den Negativtrend bei der Windkraft, eruiert die Studie den zunehmenden Wunsch nach generell mehr Transparenz und die steigende Bedeutung von Tier- und Naturschutz.
Auswirkungen auf Logistik
Zunehmender Kostendruck sowie geänderte Bevorzugungen von Energiequellen und der wachsende Impact erneuerbarer Energien sind auch für die Logistik herausfordernd. Wohin sich die Energieversorgung speziell im Transportwesen entwickelt, entscheiden primär politische und wirtschaftliche Faktoren. Doch auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Klimaschutz ist ausschlaggebend.
„Ich kann mir vorstellen, dass Klimaneutralität für eine bestimmte Zielgruppe zukünftig kaufentscheidend sein könnte. Unternehmen müssten dann einen Wettbewerbsvorteil durch Umweltbewusstsein statt durch niedrige Preise schaffen“, so Nina Hampl.
Ob sich primär kundenseitig induzierte hohe Umweltstandards zukünftig tatsächlich und vor allem kostenmäßig im Transportwesen niederschlagen, lässt sich laut Nina Hampl derzeit nicht final einschätzen. Allerdings bedingt das Ziel der österreichischen Bundesregierung, bis 2040 klimaneutral zu sein, eine unumgängliche Entwicklung hin zu erneuerbaren Energiequellen und CO2-armen Technologien.
Unternehmen sehen sich daher mit der Anpassung bestehender Infrastrukturen und Prozesse unter Berücksichtigung von Wirtschaftlichkeitsaspekten konfrontiert. Bei dieser Wandlung im Transportwesen sollten die strategischen Planungen in mehrere Richtungen erfolgen und verschiedene alternative Energieträger in Betracht gezogen werden. Beispielsweise könnte Elektromobilität hauptsächlich für Klein-LKW umsetzbar sein, während für die Schwerlastlogistik vor allem Wasserstoff interessant sein könnte.
Umwelt und Maßnahmen im Auge behalten
Das Umsetzen von operativen und strategischen Zielen in der Energiewende benötigt Planung mit entsprechender Vorlaufzeit. „Es empfiehlt sich deswegen, Trends und Entwicklungen genau zu beobachten, um zeitnah adäquat auf sich abzeichnende Anforderungsänderungen reagieren zu können“, meint Nina Hampl abschließend.