Geschäftsmodelle der Sharing Economy bergen beachtliches Potenzial für das Transportwesen. Spannendes über das Teilen der Ressourcen, Nachhaltigkeit und die Digitalisierung berichtet Margaretha Gansterer von der Universität Klagenfurt.
Die Ökonomie des Teilens bietet kommerziell ausgerichteten Geschäftsmodellen die Chance, bestehende Kapazitäten besser auszulasten und ressourcenschonend sowie nachhaltig zu wirken. Auch für die Logistik ein Feld mit beträchtlichem Potenzial, das durch den Green Deal noch weiter in den Fokus katapultiert wird. Margaretha Gansterer, Vorständin des Instituts für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement an der Universität Klagenfurt, über spannende Optionen plus künftige Herausforderungen der Sharing Economy.
It’s a Match
Sowohl im Fernverkehr als auch im urbanen Raum weist das Transportwesen durchaus Ineffizienzen auf. Verschiedenste Paketdienstleister beliefern zeitgleich mit halb leeren Fahrzeugen dieselbe Adresse, LKW absolvieren weite Teilstrecken ohne Ladung. Dadurch kommt es auf Europas Long Haul- und Last Mile-Routen zu vermeidbaren Leerfahrten, denen das effiziente Teilen von Transportressourcen sowie Ladekapazitäten entgegenwirken könnte. Neben Umsatzsteigerungen bis zu 30 % bringen Sharing Economy-Modelle außerdem einen ökologischen Mehrwert, der von Kunden samt Politik immer intensiver gefordert wird. Ein Gewinn auch zugunsten Green Logistics plus Coporate Social Responsibility. Zwar existieren bereits Plattformen, die ein europaweites Matching der Aufträge ermöglichen, die Nutzung geschieht bisher aber nur verhalten und hält Raum zur Optimierung vor.
Entscheidend für die Praxistauglichkeit
Die Sharing Economy steht in deutlichem Kontext mit der Digitalisierung. Denn ein Tool, das erfolgreiche Kollaboration sowie den sicheren elektronischen Austausch von Daten ermöglicht, ist Grundvoraussetzung für die geteilte Nutzung der Kapazitäten. Trotz Kollaborationswillens spielt die allgegenwärtigeKonkurrenzsituation eine entscheidende Rolle. So muss mit möglichst wenig spezifischer Information eine optimale Zusammenführung kompatibler Aufträge erfolgen. Zudem limitieren Bestimmungen des Wettbewerbs- und Kartellrechts das Freigeben von Informationen, weshalb die Mechanismen hinter Sharing-Plattformen durchwegs so aufgesetzt sein müssen, dass Nutzer keinerlei rechtlichen Problemen ins Auge sehen. Eine weitere signifikante Fragestellung ist die faire Aufteilung der aus den Kollaborationen entstandenen Kosten und Gewinne. Ein Feld, das auch von der Wissenschaft näher beleuchtet wird. Die Praktikabilität dieser Modelle ist jedenfalls nur dann gegeben, wenn allen Partnern entsprechende Anreize zur Nutzung geboten werden.
Triade des Erfolgs
In den nächsten Jahren ist in Forschung sowie Praxis immense Bewegung zu diesem Thema absehbar. Bedingt durch das rege Interesse nebst Druck von Politik wie Gesellschaft, erfahren Kollaborationen mit den daraus resultierenden Synergien frischen Aufschwung in der Logistik. Angestoßen durch den Digitalisierungsschub während ferner nach der Corona-Pandemie, sollten Unternehmen die aktuellen Trends nicht außen vor lassen. Vor allem drei Aspekte scheinen hier wegweisend zu sein, wie Margaretha Gansterer betont: „Wer langfristig erfolgreich auf dem Markt bleiben will, sollte sich frühzeitig intensiv mit dem Zusammenspiel von Digitalisierung, Kollaboration und Nachhaltigkeit beschäftigen“.